Bilden Fotografien stets ganz bestimmte Realitäten ab? „Jein“. Sie vermitteln dennoch eine Wirklichkeit, der wir uns meist nicht entziehen können, weil sie uns mit all unseren Sinnen einzufangen weiß. Und in dieser Konsequenz vermittelt sie uns gleichzeitig ureigene Emotionen. Unsere Gefühle werden zudem durch künstlerische Bearbeitungen verstärkt. So lassen zum Beispiel Mehrfachbelichtungen manche Sequenzen von Abgebildetem hervortreten. Diese können so im Kontrast zu anderen sichtbaren Realitäten wirken, die möglicherweise bereits im Vorfeld zu Teilaspekten unserer eigenen Wahrheit geworden sind. Diese „Fotorealität“ orientiert sich an einer offensichtlichen Wahrnehmung der Wiedergabe. Unsere Sinne sind allerdings beim erstmaligen Erfassen eines situativ sichtbaren Kosmos, insbesondere der Umgebung in der wir uns gerade befinden, überfordert. Manche Aspekte werden hervorgehoben, mache verschwinden im Hintergrund. Diese sinnliche Überforderung ist Thema bei meinem Fotoprojekt „shake“, mit dem ich auf die tägliche Reizüberflutung aufmerksam machen will. Wenn ich zum Beispiel einen mir unbekannten Ort das erste Mal besuche, nehmen meine Sinne oft so viele Eindrücke auf, dass ich sie gar nicht vollständig verarbeiten kann. Das Ergebnis können Chaos und heilloses Durcheinander sein.